Gynäkologie — Zuchtstutenmanagement
Die Reproduktionsmedizin befasst sich mit der Fortpflanzung des Pferdes und ist deswegen eng mit der Züchterschaft verbunden. Im Rahmen der Zuchthygiene werden Genitaltupfer entnommen und bakteriologisch untersucht; eine Zytologie kann zeitgleich erfolgen. Bei Problemstuten bzw. älteren Maidenstuten nach dem Sporteinsatz kann eine endoskopische Untersuchung oder eine Gebärmutterbiopsie eine sinnvolle diagnostische Ergänzung bieten. Durch gynäkologische Operationen, z.B. Caslik oder Rekonstruktionschirurgien, können ebenfalls die Fruchtbarkeitsaussichten ihrer Zuchtstuten gesteigert werden.
Die Hauptaufgabe der klinischen Gynäkologie ist die künstliche Besamung, hauptsächlich wird hierbei Frisch– oder Versandsperma verwendet. International gefragte Hengste können zeitlich unbegrenzt neben der sportlichen Nutzung mittels Tiefgefriersperma züchterisch genutzt werden. Regelmäßige ultraschallgestütze Follikelkontrollen zur Bestimmung des Besamungszeitpunktes bietet die Tierärztliche Praxis für Pferde auf Boyenstein ambulant oder stationär an. Bei einer Besamung mit Tiefgefriersperma empfiehlt sich eine stationäre Unterbringung in den Stutenboxen der Praxis. Bei Besamungen mit eduzierter Spermiendosis kann eine Samenübertragung in die Gebärmutterspitze unter rektaler Kontrolle oder durch eine Hyteroskopie (Gebärmutterendoskopie) erfolgen. Durch eine moderne Ultraschalltechnik kann eine rechtzeitige Zwillingsdiagnostik ab dem 16. Tag nach der Besamung erfolgen und ein Reduktionsmanagement gezielt durchgeführt werden. Die aktuelle Sonographie ermöglicht eine Intensivkontrolle von Risikoträchtigkeiten und die Geschlechtsbestimmung analog der Humanmedizin. Zu einer vollständigen gynäkologischen Untersuchung zählt auch eine Betrachtung des Euters. Das Fohlen ist in den ersten Lebenswochen als Säugling auf eine Versorgung durch Muttermilch angewiesen.